Dem zunehmenden sexuellen Kindesmissbrauch einen Riegel vorschieben
Der sexuelle Missbrauch von Kindern ist eine reale und wachsende Gefahr. Immer öfter nutzen Kinderschänder das Internet, um miteinander zu kommunizieren, Material auszutauschen und sich an Kinder heranzumachen. Die Triebtäter fotografieren und filmen den Missbrauch, den sie in der realen Welt begehen, und teilen diese Bilder im virtuellen Raum. Sie verwenden Webcams, Handys, die sozialen Medien oder andere Online-Plattformen, um Kinder zu unangemessenen und rechtswidrigen sexuellen Handlungen zu nötigen oder zu erpressen.

Fotos und Videos sexuell missbrauchter Kinder werden online massiv geteilt. 2021 meldeten Internet-Unternehmen 85 Millionen solcher Bilder und Videos.
Es ist unerträglich zu wissen, dass es solche scheußlichen Bilder von mir gibt, und Hunderte Menschen schauen sie sich an und tun wer weiß was.
Ein Opfer von sexuellem Kindesmissbrauch, Niederlande
Missbrauch und Ausbeutung kennen keine Grenzen. Die Bilder von Verbrechen, die in einem Land begangen werden, verbreiten sich rund um den Globus und werden überall angeschaut. Kaum ein Opfer geht damit an die Öffentlichkeit. Der Missbrauch wird oft von einer Person aus dem vertrauten Umkreis des Kindes begangen, nicht selten in seinen eigenen vier Wänden.
Es hat lange gedauert, bis es mit der Therapie geklappt hat, weil mir immer wieder unterstellt wurde, ich würde lügen. Man darf nicht alles als unwahr abtun, bloß weil es zu schrecklich ist, um glaubhaft zu wirken.
Ein Opfer von sexuellem Kindesmissbrauch, Schweden
In vielen Fällen kommt der sexuelle Missbrauch von Kindern nur dann ans Licht, wenn die Untaten der Täter online aufgedeckt werden. Die Anbieter von Online-Diensten spielen eine entscheidende Rolle bei der Meldung von sexuellem Kindesmissbrauch im Internet. Leider ist das derzeitige System der freiwilligen Meldung nicht effektiv genug. 95 % aller Meldungen kommen zurzeit von einem einzigen Dienstleister (Meta). Unsere Gesellschaft muss alle Tech-Unternehmen in Europa dazu verpflichten, den sexuellen Missbrauch von Kindern im Internet aufzudecken und den Behörden zu melden.

Um dieses globale Problem anzugehen, hat die EU einen Legislativvorschlag vorgelegt, mit dem wir Fälle von sexuellem Kindesmissbrauch im Internet aufspüren, melden und verhindern und die Opfer unterstützen können. Wir alle stehen in der Verantwortung, unsere Kinder vor Sexualstraftätern zu schützen.

Mehr als 90 Kinderschutzorganisationen unterstützen in einem offenen Brief den Legislativvorschlag der EU zum Schutz von Kindern vor sexuellem Missbrauch. Darin werden die neuen Rechtsvorschriften als „zeitgemäß und historisch nicht nur für Europa, sondern für die ganze Welt“ bezeichnet. Wichtige europäische und internationale Organisationen, die sich für die Sicherheit und den Schutz von Kindern einsetzen, stehen hinter dem Vorschlag. Dazu gehören Missing Children Europe, Eurochild, das Deutsche Kinderhilfswerk, ECPAT International, Thorn und viele mehr.
Neue EU-Regeln gegen sexuellen Kindesmissbrauch
Mit den von der Kommission vorgeschlagenen neuen EU-Rechtsvorschriften können die europäischen Länder:
- sexuellen Missbrauch von Kindern im Internet aufdecken und melden
- sexuellem Kindesmissbrauch vorbeugen
- die Opfer unterstützen
Mit diesen Rechtsvorschriften werden Dienstleister verpflichtet, sexuellen Missbrauch von Kindern auf ihren Internet-Plattformen zu melden und die Behörden zu benachrichtigen, damit die Kinderschänder vor Gericht kommen. Außerdem werden sie Fälle von „Grooming“ melden müssen, in denen Sexualstraftäter zu Kindern eine Beziehung, ein Vertrauensverhältnis und eine emotionale Bindung aufbauen, um sie zu manipulieren, auszubeuten und zu missbrauchen.
Weitere Informationen zum Legislativvorschlag unter „Häufig gestellte Fragen“
Was geschieht, wenn die Rechtsvorschriften nicht angenommen werden?
Am 3. August 2024 läuft das EU-Recht aus, das es Dienstanbietern ermöglicht, sexuelle Kindesmisshandlung im Internet freiwillig aufzudecken und zu melden und entsprechendes Material zu löschen. Nach diesem Datum werden Tech-Unternehmen illegale Inhalte nicht mehr aufdecken, melden und löschen können, die über ihre Kommunikationsdienste verbreitet werden. Dabei sind diese Dienste heute die meistgenutzte Methode für die Verbreitung von Material über sexuellen Kindesmissbrauch und für die Kontaktanbahnung („Grooming“): 80 % der im vergangenen Jahr gemeldeten Fälle gehen auf sie zurück.
Sexualstraftäter könnten dadurch bei sexuellem Missbrauch von Kindern leichter ungestraft davonkommen.
Durch die neuen Rechtsvorschriften dagegen wird der Schutz von Kindern den Tech-Unternehmen zur Pflicht. Daher müssen wir dafür sorgen, dass die neuen Rechtsvorschriften vor dem 3. August 2024 in Kraft treten.
Klicken Sie sich durch die nachstehenden Themen, um mehr über die Zielsetzung dieser Rechtsvorschriften zu erfahren
Aufdecken, melden, löschen
Mit dem EU-Legislativvorschlag soll festgelegt werden, wie und wann Dienstleister kinderpornografisches Material und „Grooming“ in den von ihnen betriebenen digitalen Räumen aufspüren und melden müssen.
Prävention
Sexuellem Missbrauch vorzubeugen, ist ausschlaggebend für die Sicherheit unserer Kinder. Regierungen und Unternehmen in der EU und weltweit müssen für eine verbesserte Prävention effizient zusammenarbeiten.
Opferschutz
Unser Ziel ist es, die Opfer zu schützen, zu unterstützen und zu stärken.
EU-Zentrum zur Prävention und Bekämpfung des sexuellen Missbrauchs von Kindern
Zum Schutz von Kindern in Europa und weltweit schlägt die Kommission die Gründung eines Zentrums zur Prävention und Bekämpfung des sexuellen Missbrauchs von Kindern vor. Das Zentrum wird:
- Maßnahmen zur Bekämpfung des sexuellen Kindesmissbrauchs koordinieren – von der Aufdeckung und Meldung bis hin zur Prävention und zur Hilfe für die Opfer
- den EU-Ländern Fachwissen zur Prävention und zum Opferschutz zur Verfügung stellen
- die Polizeibehörden dabei unterstützen, Meldungen nachzugehen und Kinder zu retten
- Unternehmen Indikatoren liefern, anhand derer sie sexuellen Kindesmissbrauch im Internet aufspüren und melden können
- eng mit Partnern außerhalb der EU wie vergleichbaren Zentren in den USA, Kanada und Australien zusammenarbeiten
Das Zentrum wird mit Unternehmen, Forschungseinrichtungen und der Polizei zusammenarbeiten, um sie beim Austausch von Informationen und bewährten Verfahren zu unterstützen, und für Aufsicht, Transparenz und Rechenschaftspflicht sorgen.
Weiterführende Links
- Globaler Corona-Internet-Sicherheitshinweis für Eltern und Betreuer
- EU-Strategie für eine Sicherheitsunion
- EU-Strategie für eine wirksamere Bekämpfung des sexuellen Missbrauchs von Kindern
- Entschließung des Europäischen Parlaments vom 26. November 2019 zu den Rechten des Kindes anlässlich des 30. Jahrestags des Übereinkommens der Vereinten Nationen über die Rechte des Kindes (2019/2876(RSP))
- Europäische Strategie für ein besseres Internet für Kinder
- Hilfe für die Opfer von sexuellem Kindesmissbrauch und ihre Familien
- Unterstützung für Menschen mit sexuellem Interesse an Kindern, die Hilfe für ihr problematisches Verhalten suchen
Aktuelles zur Prävention des sexuellen Missbrauchs von Kindern
EU Internet Forum: Unified action needed in the fight against child abuse online and terrorist content online
On 7 December Commissioner for Home Affairs, Ylva Johansson hosted the 8th Ministerial Meeting of the EU Internet Forum. The event gathered EU Member states, industry, academia, law enforcement, European agencies and international partners.
Sexueller Missbrauch im Internet: zuverlässige Ermittlungssysteme retten Kinderleben
Die Europäische Kommission hat im Mai 2022 Rechtsvorschriften vorgeschlagen, mit denen die Anbieter von Onlinediensten verpflichtet werden sollen, das Risiko des sexuellen Kindesmissbrauchs auf ihren Plattformen zu bewerten und notfalls präventiv einzugreifen.
Wie die Meldung eines Falls von sexuellem Kindesmissbrauch 140 Kinder gerettet hat
Es ist nicht allzu lange her, da hat die Meldung eines Onlinedienstanbieters zur Verhaftung von 46 Kinderschändern in Neuseeland und zur Identifizierung von über 100 weiteren Verdächtigen in der EU geführt. Dadurch konnten mehr als 140 Kinder in allen Teilen der Welt vor sexuellem Missbrauch gerettet werden.
Was das neue EU-Recht gegen sexuellen Kindesmissbrauch im Internet bringt
Die Europäische Union arbeitet an Maßnahmen zur Prävention und Bekämpfung von sexuellem Kindesmissbrauch. Am 3. August 2024 läuft die aktuelle Regelung aus, der zufolge die Aufdeckung, Meldung und Löschung kinderpornografischer Online-Inhalte freiwillig ist.
Kinderhilfswerke in aller Welt machen sich für das „historische“ neue EU-Recht zum Schutz junger Menschen stark
Angesichts der weltweit rapide zunehmenden Berichte über Kindesmissbrauch unterstützen mehr als 70 Kinderschutzorganisationen in einem offenen Brief die Legislativvorschläge der EU zum Schutz von Kindern vor sexuellem Missbrauch. Darin werden die Rechtsvorschriften als „zeitgemäß und historisch nicht nur für Europa, sondern für die ganze Welt“ bezeichnet.